Journalismus lebt vom Streit – die Klimaskeptiker
Der Radiosender SWR2 hat am Montag den 10.12. eine interessante Sendung zur Klimaskepsis gebracht. Demnach sind die lautesten Stimmen in der Klimakritik diejenigen der Laien. Neben Journalisten und Kollumnisten gehört dazu auch der promovierte Soziologe Wolfgang Thüne, ehemaliger Wetterfrosch des ZDF, der den Treibhauseffekt samt seiner physikalischen Grundlagen schlicht in Frage stellt. Scheinargumente und Haltungen treiben den Boulevard-Journalismus an. In diesem Krieg der Schlagzeilen tauchen Wissenschaftler zwar immer wieder auf, aber sie werden eher benutzt, als dass ihrem Anliegen Rechnung getragen wird. Das reicht soweit, das Ergebnisse von Forschern, wie zum Klimamodell von Armin Bunde und seiner Forschungsgruppe, für klimaskeptische Schlagzeilen und als „Belege“ gegen den Klimawandel genutzt werden, auch wenn dies die Tatsachen verwischt. Dabei hatten die Forscher lediglich herausgefunden, dass alte Klimamodelle gewisse Faktoren nicht miteinbezogen und auch heute noch nicht perfekt, jedoch weitaus besser sind, als vor 5 Jahren. Die Studie zu den alten Klimamodellen wurde dann jedoch genutzt für Schlagzeilen wie „Globale Erwärmung in Klimamodellen überschätzt“ oder „Klimamodelle schlechter als ihr Ruf“. Auch der Ozeanforscher Prof. Carl Wunsch ist in dem Film „Der große Schwindel von der Klimaerwärmung“ mehrfach mit kritischen Statements gegen die herrschende Meinung zum Klimawandel zu sehen. Auf seiner Internetseite zeigt er sich tief enttäuscht und getäuscht von den Filmemachern und stellt klar: Ich habe kritische Anmerkungen, aber „I believe that climate change is real, a major threat, and almost surely has a major human-induced component.“
Es gibt jede Menge von an Laien gerichtete Medienberichte, die einen ganz anderen Eindruck als allgemein unter Wissenschaftlern anerkannt verbreiten. Die Unterschriftenliste unter einem offenen Brief an den kanadischen Premierminister Stephen Harper aus dem vergangenen Jahr, liest sich wie das Who is who der Klimaskeptiker. Sie macht deutlich, das von den etwa 60 Wissenschaftlern die Hälfte längst im Ruhestand ist. Vertreter völlig fremder Disziplinen und von Institutionen abgerechnet bleiben keine zwei Hand voll Namen übrig. Unter den bekanntesten Namen sind Fred Singer und Prof. Richard Lindzen. Fred Singer hat in früheren Studien den Zusammhang zwischen FCKW und dem Ozonloch bestritten und lange die Schädlichkeit des Passivrauchens angezweifelt. Prof. Richard Lindzen bringt das Hauptargument „Klimawandel ist eine natürliche Entwicklung“. Dabei läßt er jedoch ausser acht, das der Wandel heute wesentlich schneller passiert und dass, als es das letzte Mal 2 bis 3 Grad wärmer war – vor 3 Millionenjahren – der Meeresspiegel 20 bis 30 Meter höher war als heute. Bei der Bevölkerungsdichte und Nahrungsnachfrage heute ist würde die Anpassungsfähigkeit jedoch drastisch überschätzt, sagt der Wissenschaftstheoretiker Martin Carrier.
Fazit ist: Klimaskepsis bedeutet Abwarten und Nixtun und ist einfacher für Politiker und für Wähler. Aber Arnim Bunde sagt zu Recht: „Wenn man Zweifel hat, dass man etwas machen muss, dann sollte man schon mal anfangen, etwas zu tun.“
Und Dirk Maxeiner fügt hinzu: „Irgendein Zyniker hat mal gesagt, es gibt die drei klassischen Stufen, mit einem Problem nicht umzugehen. Stufe 1: Man sagt, das ist alles Unsinn, das gibt’s gar nicht. Stufe 2: Man sagt, ja okay, das Problem existiert, aber das ist alles übertrieben, ist alles halb so schlimm, und Stufe 3 ist dann: Ah, jetzt ist es sowieso zu spät. Wir können gar nichts mehr dagegen machen. In der Diskussion dieser Skeptiker sind wir gerade zwischen Stufe 2 und 3. “
Die Sendung gibt’s zum Lesen und Hören auf http://www.swr.de/s.../1hox0oq/index.html.
Artikel: Journalismus lebt vom Streit – die Klimaskeptiker · Autor: Malte · Kategorie: Journal
Datum: Montag, 10. Dezember 2007, 19:16 Uhr
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