Klimakonferenz auf Bali – Erwartungen und Erfolgsaussichten

Heute beginnt auf Bali die internationale Klimakonferenz, von der erhofft wird, einen großen Schritt in Richtung eines Nachfolgeabkommens für das Kyoto-Protokoll zu erreichen. Diese Konferenz stellt den Auftakt des Verhandlungsprozesses dar, der 2009 in Kopenhagen abgeschlossen werden soll. Doch was kann man erwarten, was sollte der Anspruch sein? Hier tut sich wieder eine große Kluft zwischen klimapolitisch notwendigem und realpolitisch machbarem auf (siehe auch www.klima-der-gerachtigkeit.de/die-kluft-vor-bali/ )
Von allen Seiten werden die Erwartungen gedämpft schon auf dieser Konferenz einen großen Schritt in Richtung Kyoto-Nachfolgeabkommen zu ereichen, denn die Positionen gehen international weit auseinander (die Auslandsbüros der Heinrich-Böll Stiftung haben ebenfalls internationale Positionen und Perspektiven in einem Dossier zusammengefasst) Doch gleichzeitig muss man fragen, ob denn ein Fortsetzen des Kyoto-Protokolls (was ja als großer Erfolg angesehen werden würde) überhaupt ausreichend wäre. So positiv es auch ist, dass mit dem Kyoto-Protokoll wenigstens ein international verbindliches Abkommen zur Reduktion der Treibhausgase existiert, muss man auch ganz klar feststellen, dass dieses auch große Schwachstellen aufweist und nicht als ausreichend angesehen werden kann! Ein Kritikpunkt ist zum Beispiel die Berechnung der Reduktionen anhand des Jahres 1990, was allen ehemaligen Ostblockländern sogar erhebliche Erhöhungen des Treibhausgasausstoßes zugesteht. Zudem ist es weitgehend unwirksam: Zwischen 2000 und 2006 lag die jährliche Zunahme der Kohlenstoff-Emissionen bei 3,3%, und damit über dem worst case-Szenario des IPCC. Des weiteren kommt eine interessante Rechnung von David Archer von RealClimate.org zu dem Schluss, dass, um die globale Erderwärmung auf 2 Grad Celsius zu begrenzen, pro Person und Jahr nur 0,33 Tonnen Kohlenstoff oder 1,21 Tonnen CO2 emittiert werden dürfen. Das entspräche einer Verringerung in Deutschland um 90%, in den USA sogar um 95%, vorrausgesetzt, es soll weltweit eine Gerechtigkeit im pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen herrschen. Dies ist natürlich bislang nicht realistisch, aber es sollte doch eine langfristige Verhandlungsperspektive darstellen!
Angesichts dieser Zahlen fragt man sich, ob es da nicht besser wäre, wenn es in Bali keine Einigung gäbe, anstatt die globale Öffentlichkeit mit einem Abkommen ohne wirklichem Anspruch zur Erreichung von Klimazielen ruhig zu stellen…

Artikel: Klimakonferenz auf Bali – Erwartungen und Erfolgsaussichten · Autor: Malte · Kategorie: Journal
Datum: Montag, 3. Dezember 2007, 03:29 Uhr
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